Nach 2004 tagte die IGEB zum zweiten Mal in der kleinsten steirischen Stadt Oberwölz. Die 22. Konferenz der Internationalen Gesellschaft zur Erforschung und Förderung der Blasmusik wurde vom 21. bis zum 26. Juli 2016 ausgetragen. Für die Vorträge und die weiteren Veranstaltungen fanden sich die geeigneten Räume im Österreichischen Blasmusikmuseum. Es öffnete im Jahr 1997 seine Türen und wurde vom langjährigen Präsidenten der IGEB, Bernhard Habla, wissenschaftlich betreut. Durch seine weise Vermittlung war es möglich, die 22. IGEB-Konferenz an diesem für die Blasmusikforschung so symbolträchtigen Ort zu organisieren.
Zu der Konferenz waren 33 Vortragende aus elf Ländern – Belgien (1), Deutschland (6), Frankreich (1), Italien (1), Kanada (2), Luxemburg (2), Niederlande (1), Österreich (4), Portugal (2) Spanien (1) und aus den Vereinigten Staaten von Amerika (12) – nach Oberwölz eingeladen worden. Erstmals wurden auch drei Poster-Präsentationen zugelassen. Das Generalthema war Blasmusik als Spiegel der Gesellschaft. Knapp die Hälfte der Vorträge widmete sich diesem Thema. Traditionsgemäß bieten IGEB-Konferenzen den Vortragenden zusätzlich die Möglichkeit, die gesamte Themenpalette aus dem Bereich der Blasmusikforschung. In dem vorliegenden Band sind 23 Beiträge veröffentlicht...
Die wunderschön gelegene Bayerische Musikakademie Hammelburg, die teilweise mit dem 1649 entstandenen Kloster Altstadt des Franziskanerordens verbunden ist, bildete von Donnerstag, den 17. Juli bis Dienstag, den 22. Juli 2014, den Rahmen für die 21. Internationale Forschungskonferenz der IGEB. Die Konferenz war - auch den Intentionen der Akademie entsprechend - der „(Aus-)Bildung in der Blas- und Amateurmusik in Geschichte und Gegenwart“ gewidmet. Dementsprechend beschäftigten sich die über 30 Beiträge von Referenten aus über 25 europäischen Ländern und amerikanischen und kanadischen Bundesstaaten, neben aktuellen Forschungsarbeiten, vor allem mit Themenstellungen zur Ausbildung im musikalischen Bereich, und zwar sowohl auf Amateur- als auch Berufsebene.
Erstmals war auch das Chorwesen in eine IGEB-Konferenz eingebunden, das bekanntlich in Form des Männerchorwesens eine weitere Amateurmusikform seit dem 19. Jahrhundert darstellt und sich zunächst parallel zum Amateurblasmusikwesen entwickelte. Dementsprechend groß war auch das Interesse an diesen Vorträgen.
Als Hauptvortragsort der Referate diente der Kammermusiksaal der Akademie, jedoch bildete der Toscana-Saa l der Würzburger Residenz, der als (schönster) Vorlesungsraum der Universität Würzburg (Philosophische Fakultät) genutzt wird, für die Vorträge am Sonntag eine besondere Attraktion.
Das Flair Hammelburgs, der ältesten Weinstadt Frankens, eine Fahrt auf der Main-Schleife, die Besichtigung fränkischer Orte wie Sommerach und Volkach, der Besuch historischer Orte (und interessanter Weinkeller) sowie die Verkostung regionaler Speisen wurde zu ausgiebigem Gedankenaustausch genutzt und machte diese Konferenz zu einer internationalen Begegnungsplattform für Teilnehmer und Referenten weit über die hervorragenden Referate hinaus.
Besonderer Dank gilt Doris Schweinzer von Institut für Ethnomusikologie und Kassiererin der IGEB für die Erstellung des Layouts sowie unserem neuen Verleger Margraf Publishers in Weikersheim, Deutschland, für den Beginn einer guten Zusammenarbeit,
Bernhard Habla
im Oktober 2015
Die Unterhaltungsmusik für Harmoniemusik stellt eine Besonderheit des politischen, und künstlerischen Lebens in Wien zwischen den Jahren 1760 und 1820 dar. Wien und das Habsburgerreich erleben zu dieser Zeit zahlreiche Umwälzungen. Die Herrschaft Kaiser Josephs II. (1780-1790) und die Aufklärung stellen den Höhepunkt dieser Epoche dar. Die Auswirkungen der französischen Revolution, die Kriege gegen Napoleon ab den Jahren 1790 und die konservative Politik von Franz II. (I.) nach 1815 beeinflussen maßgeblich die Emanzipation, die Entwicklung und die Geschichte der Instrumentalmusik. Bereits ab den Jahren 1750-1760 gründen einige Adelshäuser in Böhmen, Mähren und Ungarn Bläsersextette und -oktette. Herzöge, Fürsten und Grafen verbringen einige Monate des Jahres in der Hauptstadt des Kaiserreiches und bringen so auch ihre Traditionen und Harmonien mit. Die Musik für Bläser nimmt in Wien Anfang der 1770er Jahre dennoch einen erstaunlich begrenzten Platz ein. Sie konzentriert sich auf Militär-, Unterhaltungs-, Freiluft- und Tafelmusik aber sie fügt sich in nur wenigen Jahren gekonnt in das soziale Umfeld ein.
Drei Hauptfunktionen der Harmoniemusik werden betrachtet: die sommerliche Konzerte oder Freiluftmusik, die Tafelmusik und ein ganzes Repertoire für soziale Ereignisse, die hauptsächlich aus partite, Kassationen, notturni, Serenaden und divertimenti bestehen. Die Bläserensembles erfreuten sich unter den Adeligen in Wien großer Beliebtheit und wurden ursprünglich geschaffen um Arrangements zu spielen. Dieses Repertoire, das aus Opern, Balletten, Symphonien und Oratorien besteht, ist das Reichste für Harmoniemusik überhaupt. Die Werke ermöglichten den Übergang von den Konzertsälen in die private Sphäre und so konnte man sich über das ganze Jahr hindurch an der Musik erfreuen. Die Harmoniemusik bleibt vor allem dem Adel vorbehalten, man findet sie aber an den unterschiedlichsten Orten: in Gasthöfen, Cafés, Gärten, Palästen, Salons, Ballsälen, Konzertsälen, usw. Die Bläserquintette, -sextette und -oktette im Umkreis religiöser und freimaurerischer Aktivitäten sind noch kaum erforscht, aber die Klangfarben der Bläserinstrumente nehmen eine neue Rolle an. Das Studium der Geschichte, der Quellen und der Berichte beweist, wie untrennbar die Musik mit der sozialen Struktur in Wien während des klassischen Zeitalters verbunden ist. Die Vorstellung der Hauptbestandteile des sozialen und kulturellen Lebens ermöglicht ein besseres Verständnis der Harmoniemusik.
Wien erlebt während der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ein blühendes Zeitalter. In ihr konzentriert sich das politische, soziale und kulturelle Leben der ganzen österreichischen Monarchie. Sie wird eine musikalische Hauptstadt mit vielen Komponisten, Musikern, Lehrern und Verlegern und besitzt mehrere Theater, Orchester und Bläserensembles. Einige Aristokraten schätzen und unterhalten eine aktive Harmoniemusik, die eine besondere Stellung an diesen Höfen einnimmt. Unterhaltungen werden oft in den Straßen und den Gärten organisiert, d. h. die Besetzungen gehen gewöhnlich dorthin, wo sich das Publikum befindet. Somit ist diese Musik nicht nur für eine soziale Klasse bestimmt, sondern jeder Wiener durfte ihr zuhören. Die Unterhaltungsmusik für Bläserensembles stellt eine Gattung dar, die die klassischen Grundlagen übernimmt. Die Analyse der Werke von 1760 bis 1820 enthüllt einen gemeinsamen Charakter: die Bildung einer musikalischen Identität und die Erprobung einer Tonsprache für Bläserinstrumente. Diverse Komponisten experimentieren mit der Form, dem Motiv, der Mischung der Stile und den unerschöpflichen Klangkombinationen. Die Stücke bleiben unterhaltend, aber sie bringen einen außergewöhnlichen Ausdruck mit sich, der Auswirkungen auf den Bereich der Kammer- und Orchestermusik hat.
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